Es war das Jahr 1999 und gleichzeitig auch jenes in dem ich fünfzig wurde. Wahrscheinlich erfasste mich eine Form der "
midlife crisis" als ich beschloss etwas für meine Gesundheit zu tun und dabei auch die Vorzüge meiner Heimat nutzen zu können.
Laufen in der wunderbaren Naturlandschaft Kärntens! Obwohl - man kann mir nicht nachsagen, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt sonderlich sportlich gewesen wäre. Natürlich Schifahren konnte ich ganz gut, mit dem Mountainbike war ich auch ganz gerne unterwegs und Schwimmen gehört in unseren Breiten sowieso zu den Standard-Sportarten. Aber Laufen? Das ist ja mit Anstrengung verbunden!
|
Vor mir niemand, hinter mir auch nicht besser |
Egal, mir war einfach danach! Außerdem zeigte die Waage, dass eine Korrektur nach unten keinen Nachteil darstellt. Mit den damals weitestgehend üblichen Baumwoll-Klamotten wagte ich also die ersten Schritte. Mühselig arbeitete ich mich von bescheidenen Einheiten hin zu längeren Distanzen, um bereits im Juni des Startjahres am ersten Wettbewerb (einem 10-Kilometer-Lauf) teilzunehmen! Nicht ahnend, dass selbiges mit noch mehr Anstrengung und sinnvollem Haushalten der eigenen Kräfte zu tun hat. Es war daher ein lehrreicher Prozess bis ich das Ziel schemenhaft auftauchen sah, um dieses mit letzter Kraft zu erreichen. Nachdem es damals noch nicht üblich war die Zeiten in's Internet zu stellen, hüllen wir den Mantel des Schweigens darüber!
Trotzdem, das Lauffieber hat mich gepackt! Bereits im Jahr 2000 absolvierte ich den ersten Halbmarathon in Klagenfurt. Mein verwegener Gedanke eine Zeit unter zwei Stunden zu erreichen erfüllte sich nicht. Anstatt allerdings beschämt zuzugeben dass ich sechs Minuten über der Zielzeit lag, deponierte ich, dass ich 1 Stunde 66 gelaufen sei! Das roch faul, klang aber trotzdem recht passabel! Der nächste Schritt war Nahe liegend - die Königsklasse des Laufsports musste erklommen werden,
der Marathon. Diesen finishte ich erstmals im Jahr
2002 in Wien mit einer Zeit von 4h36! Mit Tränen der Freude in den Augen! Allerdings nicht wissend, dass ich bereits zwei Jahre später (mit 55 Jahren) beim selben Marathon meine (bisherige und ewige)
Bestzeit laufen werde - 3:46:50! Trotz unfreiwilliger Klopause nur wenige Kilometer vor dem Ziel!
|
NYC-Marathon. Mehr geht als Hobbyläufer nicht! |
Voll motiviert beschloss ich in meiner Heimatstadt einem Laufverein beizutreten um feststellen zu müssen, dass es keinen gab. Im Jahr 2003 gründete ich kurzer Hand einen -
den LaufClub Vitus St. Veit! Der Zulauf war enorm und recht bald entwickelte sich der Verein zu einem Fixpunkt für Läufer und Nordic Walker. Das nächste Ziel war klar - ein Laufwettbewerb muss in die Stadt. So gibt es seit 2004 an jedem
ersten Sonntag im Mai den Sonnenlauf, mit Kinderlauf, Viertel- und Halbmarathon. Sowohl der Wettbewerb, wie auch der LaufClub bestehen noch, ich selbst wurde allerdings aus dem eigenen Verein unsanft eliminiert. So kann's gehen!
Neben den regelmäßigen Laufeinheiten mit lieben Freunden - die ich durch den Sport gewinnen durfte - den vielen einsamen Läufen in der Heimat und diversen Urlaubsregionen, gab es natürlich auch viele Wettbewerbe die es zu bestreiten galt. Seien es die liebevoll organisierten Läufe in der Region, diverse Stadtläufe und Halbmarathons, bis hin zu den Marathons, die mich durch Österreich führten, aber auch mehrmals nach Berlin, nach Triest und zum
Highlight meines Läuferlebens - dem New York City-Marathon, den ich 60-jährig im ersten Drittel des Finisher-Feldes beenden durfte (trotz Kapitalsturz beim Start und einem Stopp zwecks Wadenkrampf wenige Kilometer vor dem Ziel).
Von diesem Ereignis zehre ich heute noch - unvergesslich! |
So sehen Sieger beim Zieleinlauf aus! |
Dann kam das Jahr 2011! Ich war einigermaßen schnell, fühlte mich gut, landete mehrmals in meiner Klasse am Siegerpodest (so auch beim "eigenen" Sonnenlauf) und fühlte mich irgendwie unbesiegbar!
Ab Mitte des Jahres dann ein herber Rückschlag mit der Diagnose - Rheuma. Ich stand nahezu ein halbes Jahr still, war fast unbeweglich und litt unter heftigen Schmerzen. Aufgeben ist aber nicht so mein Ding und so versuchte gegen Ende des Jahres meinen Körper wieder mühsam in Bewegung zu bringen. Ein Kilometer, Stillstand, wieder einer usw. Mit der Zeit wurden die Umfänge größer um dazwischen aber immer wieder pausieren zu müssen. Nach und nach wurde es besser. Nie schmerzfrei, aber ich war zufrieden. Mein Läuferleben veränderte sich allerdings nachhaltig!
Heuer bin ich 65 Jahre alt. Natürlich juckt das Wettbewerbs-Fieber hin und wieder, dem ich zwischendurch einmal erlegen bin - 2012 beim
Halbmarathon in Palmanova, noch dazu mit einem mehr als erfreulichem Ergebnis! Nachdem mir von den Top-Marathons noch einer fehlt (London) ist eine Teilnahme nicht auszuschließen. Vorwiegend ziehe ich jedoch meine einsamen Runden durch die Landschaft und genieße jeden Kilometer mit Demut und Dankbarkeit. Der Genuss ist groß genug, absolviere ich doch regelmäßig mehr als 40 Kilometer pro Woche.
Mit dem Rheuma habe ich mich arrangiert. Es wird mich nicht unterkriegen und meine Lust am Laufen bremsen, habe ich doch vor noch etliche Jahre anzuhängen.
Rückblickend bin ich also froh und dankbar vor 15 Jahren mit dem Laufsport begonnen zu haben!
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschen