Freitag, März 13

-110°C und doch nicht erfroren!

Bereits einmal kam ich in den zweifelhaften Genuss die Wirkung einer Kältekammer auszuprobieren. War es damals nur ein einmaliges Erlebnis, so gab es diesmal eine Behandlung von insgesamt zwanzig Einheiten! Kältekammer bedeutet, dass man insgesamt drei Minuten bei -110°C ausharrt!
Wie genau läuft das ab?
Und warum tut sich ein Mensch so etwas freiwillig an?

Bad Eisenkappel
Meine Frau und ich entschieden uns für die Kältekammer der Kuranstalt von Bad Eisenkappel. Der südlichste Ort Kärntens und trotzdem einigermaßen leicht erreichbar. Nachdem die Krankenkassen nicht bereit sind diese vorbeugende Maßnahme finanziell zu unterstützen gab es nur die Möglichkeit einer ambulanten Therapie. Das bedeutete eine tägliche Anreise mit je 130 Fahrtkilometer. Aufgrund dieser Situation und in Abstimmung mit dem netten Kurarzt Dr. Krall, absolvierten wir zwanzig Behandlungen, die auf zehn Tage aufgeteilt wurden.

Die Kältekammer des Kurhauses besteht aus drei jeweils zwei mal drei Meter großen Räumen. Im ersten ist es minus 10 Grad kalt, im zweiten minus 60 Grad, im dritten minus 110 Grad. Bewegung ist dabei immer wichtig, auch die Atmung (kurz einatmen und lang ausatmen). Getragen werden Badehose, feste Schuhe, Mund- und Nasenschutz, Handschuhe und Stirnband. Sonst nichts!

Die Kältekammern
Wie gestaltet sich nun der Ablauf eines Durchganges in der Kältekammer?
Um sich an die tiefen Temperaturen zu gewöhnen, geht es also vorerst kurz in die erste Kammer mit minus 10 Grad, dann weiter in eine minus 60 Grad kalte Vorkammer. Man durchschreitet beide und gelangt in die minus 110 Grad kalte Hauptkammer. Hier bleibt der Patient dann drei Minuten. Man setzt sich nicht nieder, sondern bewegt sich, indem man langsam umher geht

Leicht bekleidet in der Kältekammer
Während dieser drei Minuten hat eine Aufsichtsperson mit dem Patienten Sicht- und Sprechkontakt. Fühlt man sich nicht wohl, kann man die Kammer jederzeit verlassen. Eine Kältekammer besitzt zudem eine Video-Überwachung. Trotz der spärlichen Bekleidung spürt man keine Schmerzen auf der Haut. 110 Grad Minus hält man in der Kammer deshalb gut aus, weil es sich um eine extrem trockene Kälte handelt. Nach dem Besuch der Kältekammer kribbelt die Haut, bedingt durch die Gefäßerweiterung und damit verbesserter Durchblutung. „Die Patienten kommen gut gelaunt, heiter und meist eine Portion glücklicher wieder heraus, als sie hinein gegangen sind. Denn die Kälte bewirkt über die Hormone zumeist einen positiven Stimmungsumschwung“, berichtet der ärztlich Leiter.

Wirkungsweise – Kälte nimmt den Schmerz
Und genau das war der Grund dieser "Tortour", die in Wahrheit aber keine ist. Die Kältekammer wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend. Ziel einer solchen Behandlung ist zudem die Beschleunigung von Regenerations- und Heilprozessen (auch für Sportler interessant). Spannungszustand, Durchblutung und Stoffwechsel der Skelettmuskulatur werden beeinflusst.

Das war's für heute!
Anwendungsgebiete
Die Ganzkörperkältetherapie lindert die Schmerzen und zwar egal welche Ursache sie haben. Besonders geeignet sei sie bei:
- chronischen Schmerzen
- entzündlichen oder degenerativen Gelenks- und Wirbelsäulenerkrankungen
- Rheumabeschwerden (z.B. bei primär chronischer Polyarthritis oder Morbus Bechterew)
- Muskelschmerzen
- weichteilrheumatische Erkrankungen, z.B. Fibromyalgie
- Schmerzen nach Operationen und Verletzungen
- akuten Sportverletzungen
- akuten Schmerzen

Uns hat es in Summe gut getan und für mich als Rheumatiker darf ich berichten, dass die Schmerzen weniger wurden. Nachdem der Zustand wahrscheinlich nicht ewig währt, werde ich die Behandlung gerne wiederholen!

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