Im Lexikon liest man über die Kraiger Schlösser recht prosaisch „Drei romanisch-gotische Burgruinen (Vorburg, Hoch- und Niederkraig), 1091 bis 1564 im Besitz der Herzoglichen „Truchsesse von Kraig“. Der trockene Text der Wissenschafter lässt nicht erahnen, dass eine Laufrunde zu den einstigen, das enge Tal beherrschenden Burgen ein Weg in die Romantik wird: Man bewegt sich durch ein grabenähnliches Tal mit mehreren fast verwachsenen Teichen, vorbei an einem alten Bergwerkstollen und darüber thronen die Reste der verfallenen Schlösser, als wären sie einem Sagen- oder Märchenbuch entsprungen. Mitten im Wald trifft man auf ein imposantes mittelalterliches Aquädukt, welches die Wasserleitung zwischen Hoch- und Niederkraig trug.
Das familienfreundliche Naherholungsgebiet Frauenstein/ Kraig liegt im Norden meiner Heimatstadt St. Veit an der Glan. Die Kraiger Schlösser prägen die Geschichte dieser Gegend, die den Namen längst nicht mehr verdienen. Man kann bei den Ruinen nur mehr erahnen, dass es früher einmal stolze Bauwerke waren. Stolz, aber noch gut erhalten ist das Schloss Frauenstein. Von hier aus führen unzählige Lauf- und Wanderwege. Und obwohl bereits vor meiner Haustüre das Läuferparadies beginnt brauche ich den Reiz einer anderen Umgebung! So wie diesmal!
Am Parkplatz vor dem mächtigen Schloss Frauenstein sieht man nahezu täglich etliche Autos. An einem Wochentag früh morgens allerdings weniger. Leider muss ich gestehen, dass diese Gegend, trotz ihrer Schönheit. nicht zu meinen bevorzugten Laufstrecken zählt, ich kenne mich also nicht besonders gut aus. Daher wählte ich einen Weg der ziemlich direkt zum Kraigersee führt und - entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten (üblicherweise laufe ich gerne Rundkurse) - wieder zurück. Auch die geplante Streckenlänge war etwas kürzer als gewohnt, aber erstens soll dies hier ein Genusslauf werden und (zweitens) auch einer, der teilweise gefilmt wird und somit einige Stopps verlangt!
Der Forstweg beginnt bei einem romantischen Tor neben dem Schloss. Sehr bald gelangt man zu einem der Frauensteiner Teiche, der weiche Waldboden dämpft die Schritte. Man hört nur das Gezwitscher der Vögel, das Rauschen der Blätter - und zwischendurch mein Schnaufen. Verständlich, denn die Strecke ist zwar schön, aber auch ganz schön schwierig. Immerhin sind mehr als 260 Höhenmeter auf einer Länge von knapp neun Kilometer zu bewältigen.
Wie bereits erwähnt habe ich eine Strecke ausgewählt auf der man auch wieder zurücklaufen muss. Es gibt aber Teilbereiche wo man die Wege hin und zurück trennen kann. Vor Niederkraig lief ich daher den Weg nach rechts, der mich, im ständigen Auf und Ab, südlich an den Teichen vorbeiführt.
Ein Schild zum Kraigersee zeigt mir, dass die Route passt, verfehlen kann man sie so oder so nicht. Der Wald wird lichter und in der Ferne sieht man links die Ortschaft Kraig und kurz darauf, an der rechten Seite, den Kraigersee. Auf eine Streckenlänge von ein paar hundert Metern ändert sich der Boden von Schotter bis hin zum Asphalt. Der kleine See wird umrundet und nach dieser Schleife führt mich der Weg wieder zurück.
An der Gabelung laufe ich nun den Weg rechts. Bevor es wieder nach oben geht ist die geschichtsträchtige Burgruine Hochkraig zu erkennen. die 1934 von Putschisten mit einem Hakenkreuz beschmiert, welches erst vor einigen Jahren entfernt wurde. So schön der Anblick ist, so bedauerlicher ist die Geschichte. Vor mir liegt ein weiteres Bauwerk, der Aquädukt (manche meinen auch Viadukt) der Niederkraig mit Wasser versorgte. Egal was es nun ist, für mich jedenfalls immer schon eine mystische Stätte, die wir als Kinder oft aufsuchten.
Die letzten Kilometer brachen an, den weichen Waldboden und Waldgeräusche in vollen Zügen genießend. Hier fällt mir ein, dass ich immer wieder Läufer im Wald begegne, die den Sound ihres mp3-Players dem Orchester der Natur vorziehen. Ansonsten egal, aber in so einer Idylle für mich nicht ganz nachvollziehbar. Vor mir erscheint der Torbogen, der mir das Ende einer sehr empfehlenswerten Lauf- und Wanderstrecke anzeigt. Entspannt und dankbar in so einem Paradies leben zu dürfen gehe ich zum Auto zurück ...
Im nachfolgendem Video gibt es ein paar zusammen geschnittene Sequenzen, die natürlich niemals das Gefühl wiedergeben können, welches man bei diesem Lauf empfindet! Vielleicht kommen aber einige doch auf den Geschmack ...?
Hier gibt es noch Detailinformationen zum Streckenverlauf!
Lieber Reinhard,
AntwortenLöschenunbekanntes Terrain und doch so nah, manchmal braucht es nur eine Inspiration und schon findet sich ein herrliches Stückchen Erde zum Erlaufen.
Deine bildlichen Eindrücke vermitteln ganz gut, wie imposant die Bauwerke sind unnd mal gewesen sein müssen, viel mehr begeistert aber die Ruhe und die NNatur, die Du da gefunden hast. Ich wünsche Dir noch viele solche Kilometer.
Salut
Danke, lieber Christian!
LöschenMein Laufverhalten ändert sich zunehmend, obwohl ich immer schon gerne im Wald unterwegs gewesen bin. Es gibt in meiner unmittelbaren Umgebung ja mehr als genug davon. Werden also die Laufkilometer weniger, so steigen die Höhenmeter recht ordentlich an und liegen heuer im Schnitt bei knapp 12 Meter auf 10 Laufkilometer.
Ich liebe es jedenfalls alleine durch den Wald zu huschen, genieße dabei die Ruhe und unvergleichliche Stimmung und freue mich immer wieder das eine oder andere Wildtier zu begegnen! Oder eben Bauwerke zu bestaunen wie diesmal.
Herzliche Grüße - Reinhard