Leser meines Blogs wissen, dass ich gerne laufe und auch einige Marathons in den Beinen habe. Jener den ich hier beschreibe hat mit nichts mit einem Lauferlebnis zu tun, sondern einen Marathon der mein Leben betrifft, welches zeitweise in höchstem Maß gefährdet war! Die außergewöhnliche - und teilweise haarsträubende - Geschichte kann ich nur verkürzt darstellen, da sie ansonsten den Rahmen des Beitrages sprengen würde:
Wie zuletzt unter dem Titel "Wenn der Motor stottert!" berichtet stand eine Bypass-Operation am Herzen an, die am 31. Jänner 2023 durchgeführt wurde und erfolgreich verlaufen ist. Circa eine Woche danach wurde ein Vorhofflimmern diagnostiziert und intravenös behandelt.
Vor der Bypass-OP am Herzen |
Danach war alles anders!
Bedingt durch den Behandlungsfehler entzündete sich der rechte Arm immer mehr und schwoll auf die doppelte Größe an. Ein Eiterherd bildete sich, den man in der Folge mit Topfenwickel behandelte. Trotz des Missgeschicks wurde ich aus dem Klinikum Klagenfurt entlassen und nach Althofen zur Reha geschickt! Meine rechte Hand sah zwischenzeitlich furchterregend aus, die Venenentzündung wurde immer schlimmer und mir ging es immer schlechter.
Die Wunde will ich nicht zeigen |
Der Eiterherd verbreitete sich unter der Haut wie Wurzeln eines Baumes und stellte eine zunehmende Gefahr dar. In der Folge wurde das Eiter regelmäßig aus dem rechten Unterarm herausgedrückt, ein Vorgang der stets starke Schmerzen verursachte. Natürlich war parallel eine medikamentöse Behandlung erforderlich, die mittels Antibiotika erfolgte. Nachdem ich neben jenen für die Herz-OP, nun weitere Pillen schlucken musste, vertrug ich scheinbar diese Kombination überhaupt nicht. Die Folgen waren dauerhafte Übelkeit , Verweigerung der Nahrungsaufnahme, zunehmende Schwächung des Körpers und ein Gewichtsverlust von 15 Kilogramm innerhalb von zweieinhalb Wochen!
Warum ich bei nachweislicher Verschlechterung meines Gesundheitszustandes dennoch zweimal hin (Althofen) und her (Klinikum) geschickt wurde ist unbegreiflich, dass ich von Althofen am 08. März 2023 ins Krankenhaus Friesach überstellt wurde, allerdings ein Glücksfall! Man nahm sich meiner stark entzündeten und vereiterten Hand an,
Sichtlich abgemagert |
Ich erlange so nach und nach das Bewusstsein, stelle aber bald fest, dass ich keinen einzigen Muskel mehr bewegen, nicht selbst essen, nicht ausreichend atmen, durch die Magensonde auch nicht sprechen kann und zu 100% auf fremde Hilfe angewiesen war! Allerdings, ich lebe, merkte aber bald in welch kritischer Situation ich mich befand, aber auch was meine Familie in den letzten Tagen erleben und aushalten musste, zumal die Entzündungswerte nach wie vor sehr hoch waren, die Lunge angegriffen war, ein Hirnschaden genauso im Raum stand wie ein Luftröhrenschnitt und die Nieren kurz davor waren schlapp zu machen. Mein Körper scheint aber gute Arbeit geleistet zu haben, hat er doch eine Herzoperation, wie auch mein totales Blackout gut überstanden, sich vom künstlichen Tiefschlaf gut erholt und mich von nachhaltigen Schäden meines Gehirns verschont. Übrig blieb allerdings die Diagnose Muskelschwäche, die meinen Körper erlahmen ließ und einen Kraftakt erforderlich machte: Den Weg zurück in (m)ein neues Leben!
Die ersten Schritte dahin waren die Entzündungswerte zu senken, die Atmung zu stabilisieren und wieder schlucken und somit auch essen zu lernen. Klingt vielleicht einfach, war aber mit sehr viel Mühe verbunden. Schließlich ging es darum einfache Abläufe wieder zu erlernen, über die man normalerweise gar nicht nachdenkt, weil sie eh automatisch erfolgen. Banale Dinge wie Stuhlgang, Essen, sich im Bett selbst umdrehen zu können, bedeuteten in meinem Fall wochenlanges Üben! Selbst aufstehen und gehen zu können, lagen zu diesem Zeitpunkt noch in weiter Ferne!
Erste Gehversuche |
Hinzu kam, dass ich selbst sehr motiviert und somit auch bemüht war, in Eigeninitiative einen wichtigen Beitrag zur Genesung zu leisten! Ich erlebte also wie sich durch die Ergotherapie meine Motorik verbesserte und ich in der Folge mehr Kraft in die Hände bekam und diese zunehmend besser bewegen konnte. Ich erlebte durch die Physiotherapie wie nach und nach die Muskeln ansprangen und meine Beweglichkeit förderten. Ich bekam meine Ausscheidungsprobleme in den Griff, konnte mich immer besser bewegen und eines Tages bin ich (mit fremder Hilfe) sogar aus dem Rollstuhl aufgestanden. Ein Highlight war aber jener Moment am 19. April 2023, als ich (mit einem erhöhten Rollator) die ersten Schritte gehen konnte. Zuerst fünf vorsichtige Meter, dann zehn! Tränen der Freude füllten meine Augen! Die Trainingseinheiten, meine eigenen Übungen, mein Ehrgeiz, meine positive Einstellung, aber auch mein sportlicher Background ermöglichten mir gute Fortschritte.
Gegen Ende des Monats April war ich bereits in der Lage an die 200 Meter mit dem Rollator zu gehen, wobei diesbezüglich festzuhalten ist, dass die Muskeln meiner Füße es nicht ermöglichten, diese beim Gehen anzuheben, sie mussten daher bandagiert werden.
Kapitel Klinikum Klagenfurt beendet |
Aktualisierung: Die neue Geschichte ist unter "Marathon des Lebens (Teil 2)" seit 29. Juni online!
Anmerkung:
Jene Personen die das Legen eines Venenzugangs vermurkst und mich in diese prekäre Situation gebracht haben, haben an dieser Stelle kein Lob verdient. Wohl aber jene Ärzt*innen, Krankenschwestern, Pfleger*innen, Pflege-Assistent*innen, Physio- und Ergotherapeut*innen, die stets um mein Wohl bemüht waren und einen unvergesslichen Beitrag auf dem steinigen Weg der Gesundung geleistet haben. Ihr seid großartig! Danke!
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